Richard
Gleichmäßiges Klopfen, das ihn eigentlich schläfrig
machen sollte. Aber stattdessen weckt es ihn. Weil er
nicht damit gerechnet hat, dass es nach so vielen schönen
Tagen wieder regnet. Und er hat sich doch so auf seine
Ausfahrt heute gefreut. Die vielen Kurven, die ihn zu
seinem Zufluchtsort bringen. Auf das Fett der Fritteuse,
das Geschrei der Köche und die vielen verschiedenen
Sprachen, die ihn umgeben, während er dort oben am Pass
seine Teller durch die Menschenmenge balanciert. All die
Menschen, die ihn vorfahren sehen. Er war zuerst etwas
skeptisch gewesen, ob es wirklich dieses Auto sein sollte.
Schließlich war er doch den unzerstörbaren Lada gewöhnt,
der so viel ausgehalten hatte. Aber dieser Unfall, als es
ihn bei der Fahrt durch den Wald aus dem Fenster
geworfen hatte und sein erstes eigenes Auto viele Meter in die Tiefe gestürzt war, um irgendwo dort unten zu
verrotten, der war dann doch zu viel gewesen. Also hatte
er sich für ein Auto entschieden, dass ihn etwas
zurückhalten sollte. Und er hat ihn langsam, aber sicher
lieben gelernt, seinen kleinen Beetle. Seinen hellblauen
Schatz, der auch für sie der Grund gewesen war, ihn
anzusprechen, als er zu Anfang der Saison bei ihnen im
Restaurant an der Grenze angefangen hatte zu arbeiten.
Die Bezahlung bei seiner Lehrstelle entsprach einfach
nicht seinem Lebensstil, seiner ganzen Lebenssituation.
Also musste etwas mehr Geld her. Irgendwie. Und was
könnte dafür besser geeignet sein als dieser Ort ohne
Zugehörigkeit. Arbeit war genug da. Da musste er jetzt
einfach durch. Seine Fahrten in die Stadt waren dann gut,
um so richtig auszuschlafen. Wenn da nur nicht der Paul
mit seinen ewigen Fahrten wäre. Und die Mutter, die
immer darauf besteht, dass ihr Ziehbruder schließlich so
etwas wie sein Vater sei und er ihm gefälligst nicht
widersprechen dürfe. Vaterersatz. Als ob es möglich wäre,
den Vater zu ersetzen. Aber der Paul drängt sich nicht auf.
Er fragt nach. Und eben diese Gleichgültigkeit, dieses „Ich
bin nicht von dir abhängig“ ist genau das, was er so
schätzt an ihm. Es geht die Welt nicht unter, wenn er es
einmal nicht schafft, den Käse auszuliefern, sie dreht sich
weiter. Nicht wie die Welt der Mutter, die bleibt stehen,
wenn er einmal keine Zeit für ihre Ausfahrten hat. Er hat
heute wieder neben dem Apfelbaum geparkt, steigt ein
und lässt den Hof hinter sich.